Nidbärgschrinzer

Die Geburt der Nidbärgschrinzer wurde der Welt im «Sarganserländer» folgendermassen verkündet: «Im Sommer 1992 wurde in Mels eine neue Fasnachtsguggämusig gegründet. Die Fasnachtsformation zählt 38 Mitglieder, mehrheitlich Jugendliche aus der Melser Jugendmusik. Ihr Ziel ist es, die Fasnacht in Mels zusätzlich zu beleben und viele Fasnachtsnarren mit ihrer Musik zu begeistern. Die Guggämusik mit dem originellen Namen «Nidbärgschrinzer» verzeichnete ihren ersten Auftritt bei der Turnerunterhaltung in Mels und war für das Musikalische bei der Eröffnung der Fasnacht in Walenstadt zuständig.»

Dieser erfolgreichen Gründung voraus gingen bereits eine Menge Arbeit und Planung, und auch in den ersten Jahren nach der Gründung galt es viele Probleme zu lösen und Unwegbarkeiten zu überwinden. Ganz nach dem Motto «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen». Zum Beispiel musste das neu erworbene Guggenkleid aus zweiter Hand an allen Ecken und Enden aufgemöbelt werden, um auf die benötigten 38 Stuck zu kommen. Die Einnahmen aus der ersten Fasnacht und aus den ersten Mitgliederbeiträgen wurden gänzlich in Instrumente und die Vervollständigung des Kleids investiert. Geprobt wurde damals in der kostenlos zur Verfügung gestellten Werkhalle der Edi Willi AG. Das Repertoire bestand aus alten Klassikern wie «Babylon», «Gummimambo», «Marmorstein und Eisen bricht» und dergleichen.

Bald schon konnten die Einnahmen mit den steigenden Vereinsausgaben nicht mehr Schritt halten und man musste sich um neue Geldquellen bemühen. So wurde die Nidbärgschrinzer-Märtbeiz ins Leben gerufen. Alljährlich am Bartholomäusmarkt veranstalten die Schrinzer seitdem— anfangs vor dem Restaurant Schweizerhof, nun auf dem Traubenplatz — eine Festwirtschaft mit Barbetrieb und Tanzmusik, was bis heute grossen Anklang findet. Mit den Einnahmen aus dieser Unternehmung war man nun endlich in der Lage die ersten Sousaphone anzuschaffen. Ausreichend ausgerüstet und mit grossem Enthusiasmus machte man sich 1995 an die ersten CD-Aufnahmen.

Der noch junge Verein bemühte sich schon früh um die Aufwertung der Melser Fasnacht. Der damalige Nidbärgschrinzer-Vorstand prägte den Gedanken, einen Morgästreich in Böllenhausen einzuführen. Gedacht, getan. Nach intensiver Vorarbeit und Abklärungen mit der Melser Fasnachtsgesellschaft sowie der Böllni Guggä konnte der Anlass am Schmutzigen Donnerstag, morgens um sechs Uhr zum ersten Mal durchgeführt werden. Die beiden Melser Guggen, angeführt von zahlreichen Schulkindern mit brennenden Fackeln in der Hand, guggneten mit heissen Rhythmen die Melser Fasnacht 1996 ein. Trotz klirrender Kälte zog es überraschend viele Besucher auf den Dorfplatz. Da dieser Anlass noch keinen Namen trug, wurde anlässlich der Nidbärgschrinzerbeiz am Bartholomäusmarkt ein Wettbewerb für einen originellen Namen für den Morgenstreich durchgeführt. Der Name «ii-huttlätä» machte schliesslich das Rennen. Die «ii-huttlätä» entwickelte sich zu einem Eckpfeiler der Melser Fasnacht, bei dem jedes Jahr über ein Dutzend regionale Guggen vor einem rappelvollen Dorfplatz die Fasnacht einläuten.

Ein weiterer dieser Eckpfeiler ist die Nidbärgschrinzer Live-Night, die am 23 Februar 1998 zum ersten Mal auf dem Melser Dorfplatz aufgeführt wurde. Damit wagte man sich auf Neuland, gehörte doch ein guggenmusikalisches Open-Air-Konzert nicht gerade zum Fasnachtsalltag. Abklärungen mit Gemeinde, Anwohnern und der Fasnachtsgesellschaft mussten im Vorfeld getroffen werden. Die Abhängigkeit vom Wetter, Probleme mit der Verkehrsregelung sowie schneller Auf- und Abbau der Bühne umgeben von fasnächtlichem Treiben stellten bedeutende Anforderungen an die Organisation. Ungewiss waren ebenfalls die Reaktionen seitens der Bevölkerung, der Publikumsaufmarsch sowie die Kostenfrage. Die Anspannung der Nidbärgschrinzer war gross, doch der Erfolg blieb nicht aus. So war in der Zeitung zu lesen «Unüberhörbar breiteten sich am Montag kurz vor Mitternacht die Klänge der Nidbärgschrinzer auf dem Melser Dorfplatz aus. … Hätten die Ahnen von den Nidbärgschrinzern gewusst, hätten sie den Dorfplatz geräumiger geplant. Rund um die improvisierte Bühne scharten sich Unmengen von gespannt auf das Konzert wartenden Fasnächtlern. … In einem Meer von bunten Lichtern stachelten ihre Hits die jubelnden Hände, die grölenden Kehlen und die tanzenden Beine an. Niemand konnte sich der ausgelassenen Stimmung entziehen.» So schufen die Nidbärgschrinzer einen weiteren Fixpunkt, der die Melser Fasnacht bis heute wesentlich prägt.

Im Jahre 1999 nahm man die zweite CD auf, die fast schon legendäre «Millenium Baby». Durch diesen Tonträger wurde 2000 der berühmte Moderator des Musikantenstadels, Karl Moik, auf die Schrinzer aufmerksam und lud sie prompt zu einem Auftritt in seiner im ganzen deutschsprachigen Raum ausgestrahlten Fernsehshow ein. Auch die nächste Fasnacht 2001 wird den Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben. Denn als Teil der offiziellen Neujahrsfestlichkeiten in Paris die Champs Elysees entlangguggnen wird man so schnell nicht wieder. Das Jahr darauf doppelte man in Sachen Fernsehauftritt gleich nach und war in der «Wernesgruner Musikantenschenke» im MDR zu sehen.

Bald darauf, 2004, folgten die nächsten CD-Aufnahmen. Diese absolvierten die Schrinzer in einem professionellen Aufnahmestudio und das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen oder hören lassen. Schlicht und einfach «Sound» wurde dieses Meisterstück getauft – Nomen est Omen. Nach ein Paar ruhigeren Jahren folgte 2009 der nächste grosse Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Der alte Kontinent wurde zu klein für die Schrinzer und so brachen sie auf zu ihrem ersten Auftritt in der neuen Welt, in Denver (USA). Dort spielten sie nach spezieller Einladung am opulenten Geburtstagsfest des wohl grössten Nidbärgschrinzer-Fans ennet dem Teich.

Die nächste CD wurde 2011 aufgenommen und am 11.11.11. auf den Namen «Time of my Life» getauft. Auch dies ein Titel, der vielen aktiven und ehemaligen Nidbärgschrinzern aus der Seele spricht.

Die jüngere Vereinsgeschichte war neben der allgegenwärtigen Fasnacht geprägt von Auftritten an sportlichen Grossanlässen. Man durfte zum Beispiel am Ski-Weltcuprennen 2012 in Adelboden, 2014 an der Tour de Ski auf der Lenzerheide (Langlauf), 2018 am Ski-Frauenweltcup in Garmisch-Partenkirchen und 2019 wie auch 2020 am Ski-Herrenweltcup in Garmisch-Partenkirchen dem Publikum und den Sportlern richtig einheizen. So fuhr dann auch Sofia Goggia 2018, nachdem sie sich in Garmisch als Paukistin bei den Schrinzern versucht hatte, mit Schrinzersound von «Time of my life» in Pyeongchang zum Abfahrtsolympiatitel. Wörtliches Zitat der späteren Olympiasiegerin zum Lied: «I LOVE THIS!!! I found my song for Korea! Thanks!»

Kurz nach dem Aschermittwoch 2020 fielen dann leider die nächsten, geplanten Auslandshighlight wie der Carnaval de Chalon, Frankreich, das Tourismusfestival in Shanghai, China, und leider auch die ganze Fasnacht 2021 dem Coronavirus zum Opfer. Nichtsdestotrotz wurde bereits im September 2021 und damit früher als sonst der Probebetrieb wieder aufgenommen, um sich unter dem Motto «2021 schwiegen wir, 2022 feiern wir!» auf eine ereignisreiche Jubiläumssaison vorzubereiten. Es ist einiges geplant, ihr dürft gespannt sein.

In der aktuellen Fasnachtssaison dürfen die Nidbärgschrinzer 52 Schrinzer in ihren Reihen zählen, die zum unvergleichlichen und weit über Mels hinaus bekannten Guggensound beitragen. Unter der Leitung von Major Mario Ackermann und Präsident Simon Hartmann zelebriert diese seit jeher eingeschworene Truppe alle Facetten der Fasnacht – auf wie neben der Bühne.

In diesem Jahr bestreiten sie unter dem Motto #TrumpfAss ihre dreissigste Fasnacht und haben noch lange nicht genug. Denn in all diesen Jahren hat sich ihr Wahlspruch nicht geändert:

Freud Ha!